Wie viele von Ihnen vielleicht bereits gemerkt haben, haben die Produktpreise in der Stahlindustrie seit Herbst 2020 eine vollkommen neue Dynamik entwickelt. Davon sind praktisch alle Produktgruppen betroffen.
In diesem Blogbeitrag möchten wir Ihnen einige Gründe nennen, die im Zusammenspiel zu dieser Stahlpreisentwicklung geführt haben:
1. Lagerbestände
Durch die Verunsicherung vieler Marktteilnehmer aufgrund der Corona-Pandemie und der konjunkturellen Situation wurden viele der Lagerbestände sowohl bei Herstellern als auch Händlern stark zurückgefahren – sie befinden sich auf einem so niedrigen Niveau wie es zuletzt 1982 der Fall war.
2. Kapazitätsabbau
In den letzten Monaten wurden die Kapazitäten der Hersteller wegen der verschlechterten wirtschaftlichen Lage deutlich reduziert. Allein die Kapazitäten der für die Stahlherstellung benötigten Hochöfen wurden um 13 % zurückgefahren. Ziel ist es, diese nun wieder hochzufahren – allerdings benötigt es dazu mehrere Wochen.
3. Konjunkturplus bei Automobil und Maschinenbau
Unerwarteterweise verzeichnen die Schlüsselbranchen Automobil und Maschinenbau seit Herbst 2020 wieder einen Aufschwung und somit eine höhere Nachfrage. Dadurch werden aber wiederum mehr Materialien benötigt, deren Abfluss an anderer Stelle zu Verknappung führt. Damit einhergehen auch Preiserhöhungen.
4. Konjunktur in Asien
Nachdem der Höhepunkt der Pandemie in Asien überwunden wurde, festigen sich dort die Märkte und vor allem in China herrscht nun wieder ein erhöhter Bedarf an Stahl. Dadurch wird vor allem der Weltmarktpreis von Erz beeinflusst, da es für die Stahlerzeugung benötigt wird.
5. Verknappung von Frachträumen
Die steigende Konjunktur in Asien sorgt dafür, dass Frachträume dort knapper und damit auch teurer werden. Bedingt durch die Corona-Pandemie stehen zudem Container oft nicht rechtzeitig zur Verfügung, da sie sich nicht an der passenden Stelle auf der Welt befinden. Hinzu kommen gestiegene Kosten für das LKW-Personal zum Transport der Produkte und die neue CO2-Steuer, die Dieselpreise steigen lässt.
6. Schrottpreisentwicklung
Der Preis für Sorte 2, die zur Erzeugung von Stahl im Elektroofen notwendig ist, ist im November 2020 um 40 % gestiegen. Gleichzeitig führt nun eine erhöhte Nachfrage nach dem Rohstoff für die Stahlproduktion aus vielen Ländern zu seiner Verknappung.
7. Weltmarktpreise
Durch den Wirtschaftsaufschwung haben Asien und auch Nordamerika einen erhöhten Bedarf an Stahlprodukten. Große Mengen an Stahlerzeugnissen fließen in diese Märkte ab und führen zu einer Verknappung in Deutschland und ganz Europa.
8. Safeguard
Um den Markt vor Billigimporten zu schützen, werden viele Stahlprodukte ab bestimmten Mengen aus zum Beispiel Russland, der Türkei oder Nordafrika mit Zöllen belegt. Importmengen können also nur noch bedingt die hohen Preise ausgleichen.
Insgesamt betrachtet hat nicht ein einzelner Grund, sondern das Zusammenspiel all dieser Faktoren zu einer Erhöhung der Preise für Stahlprodukte geführt. Gleichzeitig lässt sich auch relativ sicher sagen, dass diese Preiserhöhungen nicht so schnell wieder revidiert werden.
Sollten Sie noch Fragen zu den aktuellen Stahlpreisen haben, zögern Sie nicht, mit uns in Kontakt zu treten: https://carlpohle.de/kontakt/